Lausitzring(kh)Die vielen Rhöner VLN-Fans (jetzt NLS = Nürburgring Langstreckenserie) rieben sich in den bereits 3, unter Corona-Hygienebedingungen ausgetragenen Rennen, verwundert die Augen.
Neben vielen bekannten Namen, wurde auch das Team Leutheuser Racing&Events aus Bad Königshofen, auf den Starterlisten vermisst. Teamchef Christian Leutheuser nahm auf Rückfrage dazu Stellung.
Die NLS wurde am 27.Juni wegen Corona verspätet gestartet. Wie auch andere Großveranstaltungen, ohne Zuschauer und weniger technischem Personal. Dazu wurden die Boxen geschlossen und provisorisch
im Fahrerlager eingerichtet, versehen mit weitreichenden Einschränkungen und Bestimmungen. Tanken wurde an den Boxen erlaubt, der Rest musste in den provisorischen Boxen erledigt werden.
Journalisten wurden aus dem Fahrerlager komplett ausgesperrt. Nur fotografieren an der Strecke war erlaubt. Die zusätzlichen Plätze im Fahrerlager aufgrund der geänderten Boxenstandorte, mussten
zusätzlich bezahlt werden. Nachdem der Teamchef mehrere detaillierte Anfragen zum Ablauf und den Kosten gestellt und wenig befriedigende Antworten erhalten hatte, entschlossen sich Teamchef,
Sponsoren und Fahrer, nicht an der Serie teilzunehmen, solange unter den Coronaregeln gefahren wird.
Stattdessen erweckte eine Serie die Aufmerksamkeit von Christian Leutheuser. Die HWA Automotive GmbH ist Veranstalter der Serie NES500 (Nationale Endurance Serie). Hier werden auf verschiedenen
Grand Prix Strecken Langstreckenrennen ausgetragen. Bis auf den Nürburgring, mit einer Renndauer von 3 Stunden. Am Nürburgring 4 Stunden. In dieser Renndauer sind 3 Pflichtboxenstopps, mit einer
jeweiligen Mindeststandzeit von 3:40 Minuten, zu absolvieren. Das letzte Rennen in dieser Kategorie fand vom 10.-11-Juli auf dem Lausitzring statt. Kurz entschlossen kam man im Team überein, an
dieser Veranstaltung teilzunehmen. Zwar auch hier unter Zuschauerausschluss, aber mit wesentlich angenehmeren Rahmenbedingungen.
Also brach der Team-Konvoi am Donnerstag, den 9.Juli, in Bad Königshofen auf und erreichte gegen 16.00 Uhr den Lausitzring. Im Gepäck waren der BMW M4 GT4, für Florian Wolf und Arne Hoffmeister
und der BMW M240i-Racing für K.-D.Frommer, vorgesehen, der an der gleichzeitig am Lausitzring stattfindenden BMW-Challenge teilnehmen sollte. Schnell war die Box eingerichtet, denn schon stand
die technische Abnahme der Rennfahrzeuge auf dem Programm, die zügig und ohne Beanstandungen ablief.
Am Freitagmorgen lief in allen Kategorien das Freie Training. 45 Minuten waren jeweils angesetzt. Leider war die Rennleitung und die Streckenposten scheinbar nicht auf der aktuellen Höhe der
Abläufe, vermutlich fehlte es auch auch hier an Praxis durch die lange CORONA-Zwangspause. Bei jedem Ausritt eines Teilnehmers ins Kiesbett, wurde die Rote Flagge (Abbruch) gezeigt. Das
behinderte den Ablauf sehr. So kamen die Teilnehmer gerade mal auf 20 Minuten zum Testen. Das war aber wichtig, denn es musste für diese Strecke ein neues Setup gefunden werden. Das gelang der
Leutheusertruppe relativ schnell. Beim 2. Freien Training erwies sich der Leutheuser M4 GT4 als das schnellste Auto im Feld.
Beim Freien Training in der BMW Challenge trafen Auto und Fahrer zum ersten Mal auf diese Rennstrecke. Noch dazu mit völlig neuen Reifen. Da in der BMW-Challenge der Reifenhersteller Hoosier
vorgeschrieben ist, musste das Setup völlig neu überarbeitet und angepasst werden. Das gelang den Mechanikern in bemerkenswert kurzer Zeit. K.-D. Frommer kam auch sehr schnell mit der Strecke
klar, wenn auch hier die ständigen Roten Flaggen nervten.
Die zweiten Sitzungen im Freien Training dienten dann hauptsächlich dem „Einschießen“ auf die Strecke.
Im 30 minütigen Qualifying der BMW-Challenge, zeigten Fahrer und Auto eine Klasseleistung, die mit der Pole belohnt wurde, mit 0,6 Sekunden Vorsprung vor dem 2.
In der NES500 zeigte der Leutheuser M4 GT4, dass er zu den Spitzenfahrzeugen gehört. Allerdings war er auf der Hinterachse etwas unruhig, sodass es nur zu Platz 5, mit 0,654 Sekunden Abstand zur
Pole, in der Startaufstellung reichte.
Am Abend wurde nach den Erkenntnissen des Qualis, am M4 Spur und Sturz umgebaut. Außerdem monierte der Teamchef bei der Rennleitung den Ablauf der Trainingssitzungen durch die vielen unnötigen
Rotphasen. Er empfahl an Stellen mit Beeinträchtigung wie üblich mehr die Gelben Flaggen einzusetzen.
Am Samstagmorgen ging Rennen 1 der BMW-Challenge über die Bühne. K.-D. Frommer konnte seine Zeit nochmals um 1,4 sec verbessern. Aber plötzlich war die Konkurrenz um 4,3 sec schneller, als hätten
die über Nacht 20 PS mehr gefunden. Trotz schöner Zweikämpfe um Platz 2, blieb es bei der dritten Position, mit einem Rückstand von 18 sec auf den Sieger.
Die Rennleitung hatte die Anregung umgesetzt, denn es gab keinen Abbruch.
Am frühen Samstagnachmittag stand Rennen 2 in der BMW-Challenge auf dem Programm. K.-D. Frommer kämpfte wie ein Löwe und sorgte für packende Zweikämpfe. Am Ende hieß es wieder P3, allerdings mit
nur 4 sec Rückstand. Insgesamt ein sehr schönes Ergebnis für Fahrer und Team.
Am Nachmittag dann endlich Start zum NES500 3 Stunden-Rennen. Man war gespannt, wie sich die Änderungen am Fahrwerk wohl auswirken würden. Als Startfahrer war Arne Hoffmeister gesetzt, der von P5
ins Rennen ging. Ein furios loslegender Arne zeigte bereits zu Anfang, dass die Fahrwerkstherapie erfolgreich war. Er war einfach nicht zu halten. Nach Runde 5 befand sich der Leutheuser BMW
bereits auf P2 und nach der 8. Runde schnappte er sich souverän die Führung. Nach 55 Minuten dann der erste Boxenstopp, noch immer auf P1, mit Vorsprung. Florian Wolf übernahm. Er zeigte
ebenfalls einen kämpferischen Einsatz. Aber man merkte ihm die fehlende Streckenkenntnis an, denn er war ja zum ersten Mal auf dieser Strecke unterwegs. So musste er nach 4 Runden die Führung
leider abgeben.
Nach einem Unfall auf der Strecke, war mit einem Safety Car zu rechnen. Teamchef Christian Leutheuser setzte deshalb auf einen frühzeitigen Wechsel. Arne übernahm und kam vor dem Safety Car auf
die Strecke. Da das Feld durch Boxenstopps etc. durcheinander gewürfelt war, musste das Safety Car einige Fahrzeuge vorbeiwinken, um den aktuell Führenden hinter sich zu haben. Überforderte
Teilnehmer schlossen nicht wie üblich zu einem kompakten Fahrerfeld auf und bildeten große Lücken, zum Nachteil von Arne. Der steckte dann beim Neustart hinter einem Pulk von 350 PS schwächeren
318ti BMW fest, die er erst nach der Start-/Ziellinie überholen durfte, so dass der Führende sich auf über 28 sec absetzen konnte. Ein nun entfesselter Arne Hoffmeister knipste dem Führenden
Runde für Runde etwas von dessen Vorsprung ab. Obwohl er dann noch die schnellste Rennrunde des gesamten Feldes in den Asphalt brannte, reichte es nicht ganz die Führung zurück zu erobern und so
feierte die gesamte Mannschaft mit nur 12,4 sec Rückstand einen tollen 2. Gesamtplatz.
Die tolle kameradschaftliche Atmosphäre in dieser Wettbewerbsreihe, rund um die Organisatoren Lisa & Thomas Röpke, machte Teamchef, Sponsoren und Fahrern die Entscheidung leicht, am
nächsten Rennwochenende der Serie, vom 24.-26. September, am Sachsenring, wieder an den Start zu gehen.
Bericht: Klaus Höhn